Redebeitrag bei der Kundgebung zum Amnesty-Bericht

02.02.2022

Verehrte Damen und Herren,

Liebe Freundinnen und Freunde,

der Anlass, aus dem wir uns heute hier versammeln, ist der aktuelle Bericht von Amnesty International UK. Das klingt weit weg – aber es ist für uns Jüdinnen und Juden in Deutschland nicht weit weg. Denn: Dieser Bericht wird auch Folgen für uns haben.

Die Dämonisierung Israels hat eine lange Tradition unter anderem Namen. Israel wird heutzutage häufig als Synonym für Jüdinnen und Juden missbraucht, dabei wird bewusst ausgeblendet, dass in Israel mitnichten nur Juden leben – ganz im Gegenteil! Das gleiche Denkmuster, das jahrtausendelang auf jüdische Menschen angewandt wurde, wird heute oft für Israel genutzt.

Was ist das Problem am Bericht von Amnesty UK? Der Kern des Berichts ist der Vorwurf der Apartheid: zurecht ein Begriff, der Abscheu auslöst und das rassistische System bezeichnet, das in seinem Herkunftsland, Südafrika, zum Glück überwunden wurde. Wer entgegen allen Fakten Israel Apartheid vorwirft, hat nur ein Ziel: Israel zu delegitimieren und zu dämonisieren.

Das gleiche Ziel verfolgt Amnesty UK, wenn es Israel Verbrechen gegen die Menschheit vorwirft. Es werden hier Verbrechen wie die Shoah, der Genozid an den ArmenierInnen oder der Völkermord in Ruanda angerufen, um die israelische Politik zu dämonisieren und Israel zu delegitimieren. Israel als ein Staat wohlgemerkt, in dem BürgerInnen, unabhängig von religiösen oder ethnischen Zugehörigkeiten, selbstverständlich gleiche Rechte genießen.

Im besten Fall sind die Vorwürfe der Apartheid und der Verbrechen gegen die Menschheit, einem Fehler anzulasten: einer uninformierten Übernahme antisemitischer Propaganda, die die Vernichtung Israels zum Ziel hat.

Im schlimmsten Fall handelt es sich aber um eine gezielte Täuschung der Öffentlichkeit mit dem Ziel der Dämonisierung und Delegitimierung Israels. Das können wir nicht akzeptieren, denn das ist antisemitische Hetze! Nicht allein, weil hier Israelis – natürlich nur die jüdischen – mit falschen Anschuldigungen zum Feindbild gemacht werden. Antisemitismus existiert weltweit und wird auch in diesem Fall deutsche Jüdinnen und Juden treffen.

Amnesty International ist aufgrund seiner Tätigkeit in vielen Bereichen eine zu Recht wichtige Stimme in Deutschland, wenn es um den Kampf für universelle Menschenrechte geht. Dieser Kampf ist auch für uns als WerteInitiative zentral. Ohne eine klare Distanzierung vom Bericht muss aber angezweifelt werden, dass es mit dem Universalismus bei AI Dtl. allzu weit her ist. Israel und seine StaatsbürgerInnen werden hier zur Zielscheibe gemacht. Jüdinnen und Juden

Denn was bedeutet das für uns jüdische Menschen in Deutschland? Amnesty delegitimiert mit antisemitischen Narrativen den pluralistischen und demokratischen Staat Israel. Amnesty UK präsentiert Israel – was viele aber als “die Juden” lesen – mit seiner Wortwahl und den falschen Informationen als das Böse. Das bleibt in den Köpfen der Menschen hängen: Das Böse, die bösen, schlimmen Juden. Widerstand erlaubt! Das tiefantisemitische Narrativ „Früher Opfer, heute Täter“ soll bedient werden.

Wenn das Böse beschrieben wird und dann mit dem Finger auf die gezeigt wird, die dieses Böse sind, dann wird es nicht lange dauern, bis diese Saat aufgeht. Bis jüdische Menschen angegriffen werden von solchen, die doch nur gegen das Böse vorgehen wollen. Bis Steine auf Synagogen fliegen, weil die doch das Böse repräsentieren.

Die Worte dieses Berichts, die Dämonisierung in diesem Bericht, schüren Hass bei Menschen in diesem Land. Hass, den wir jüdische Menschen in Deutschland spüren werden. Wundert Euch nicht über die antisemitischen Angriffe, die mit Sicherheit kommen werden. Der durch die Unwahrheiten in diesem Bericht geschürte Hass trägt dazu bei. Diese Worte des Berichts normalisieren diesen Hass.

Antisemitismus gehört für jüdische Menschen in Deutschland schon jetzt zum Alltag. Dieser Bericht ist ein Brandbeschleuniger für Judenhass. Wir fordern daher Amnesty Deutschland auf, sich von dem Bericht deutlich und glaubwürdig zu distanzieren!  Wir fordern eine Richtigstellung des Berichtes, die sich an Fakten orientiert. Wir fordern Amnesty Deutschland dazu auf, das schon jetzt glühend heiß brennende Feuer des Judenhasses in Deutschland nicht noch weiter anzuheizen!

Der Redebeitrag der WerteInitiative wurde von Leonard Kaminski gehalten.