Offener Brief an Präsidenten der Freien Universität Berlin zur Einladung von Francesca Albanese

Erneut fällt die FU-Berlin damit auf, KEIN Ort wehrhafter Demokratie zu sein.

10.02.2025

Nachfolgendes Schreiben haben wir heute an den Präsidenten der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Günter M. Ziegler, gesendet.

10.02.2025

Sehr geehrter Herr Prof. Ziegler,

mit großem Befremden nehmen wir zur Kenntnis, dass Francesca Albanese am 19. Februar an der Freien Universität Berlin einen Vortrag halten soll.

Albanese ist wiederholt durch die Verbreitung antisemitischer Weltbilder aufgefallen. Zum Beispiel relativierte Albanese im Juli 2024 den Holocaust, indem sie ein Bild auf X erneut postete, das den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu mit Adolf Hitler verglich, und dazu kommentierte: „Genau das habe ich heute gedacht.“[1]Auch wegen der Verbreitung antisemitischer Verschwörungstheorien fällt sie immer wieder auf. So unterstützte sie beispielsweise im Oktober 2024 einen Beitrag auf X, in dem in Hinblick auf die Politik der USA behauptet wurde, „die Israel-Lobby habe den Kongress und die beiden herrschenden Parteien gekauft und bezahlt sowie die Medien und Universitäten eingeschüchtert.“[2]

Immer wieder verharmlost sie das Massaker vom 7. Oktober und leugnet dessen antisemitische Natur. So twitterte Albanese im Februar 2024 als Reaktion auf die Aussage des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der das Massaker vom 7. Oktober als „das größte antisemitische Massaker unseres Jahrhunderts“ bezeichnete: „Das größte antisemitische Massaker unseres Jahrhunderts? Nein, @EmmanuelMacron. Die Opfer des 7.10. wurden nicht wegen ihres Judentums getötet, sondern als Reaktion auf die Unterdrückung durch Israel.“[3] Ihre Sympathie für die Hamas ist nichts Neues: Im Jahr 2014 zeigte sich Albanese auf Facebook begeistert darüber, dass die Hamas durch das EU-Gericht von der Liste der Terrororganisationen gestrichen wurde, und bezeichnete dies als „gute Nachricht“.[4] (Die Entscheidung der EU, die Hamas als Terrororganisation zu dekategorisieren, wurde 2017 vom Europäischen Gerichtshof wieder aufgehoben.)

Aufgrund dieser Aussagen wurde sie als erste UN-Sonderberichterstatterin in der Geschichte der Vereinten Nationen von Deutschland, Frankreich und den USA offiziell wegen Antisemitismus verurteilt, ebenso wie von mehreren führenden jüdischen Organisationen weltweit.[5]

Neben Albanese wird auch Eyal Weizman, Gründer und Direktor von Forensic Architecture, als Redner erwartet. Weizman bezeichnet sich selbst als Unterstützer der antisemitischen BDS-Bewegung.[6] Im Jahr 2020 wurde ihm die Einreise in die Vereinigten Staaten verweigert, nachdem das US-Heimatschutzministerium ihn als „Sicherheitsbedrohung“ eingestuft hatte.[7] Am 7. Februar 2025 twitterte er enthusiastisch über seine Zusammenarbeit mit Salman Abu Sitta, einem bekannten Hamas-Sympathisanten.[8] Abu Sittas Online-Teilnahme an einem Palästina-Kongress in Berlin im April 2024 führte maßgeblich dazu, dass die Polizei die Veranstaltung abbrechen ließ.[9]

Wir sind höchst irritiert, dass solchen Personen eine Bühne an der Freien Universität geboten werden soll. Diese Entscheidung erscheint angesichts der jüngsten Absage der Ausstellung „The Vicious Circle“ des britischen „National Holocaust Centre and Museum“ in einem ganz besonderen Licht. Diese Ausstellung, die sich kritisch mit der über 2000-jährigen Geschichte des Antisemitismus auseinandersetzt, wurde von der Universitätsleitung aus Angst vor „emotionalen Reaktionen“ und „intensiven Debatten“ gestrichen.

Es ist bezeichnend, dass die Universitätsleitung offenbar nur dann Sorge vor kontroversen Reaktionen zeigt, wenn es um Veranstaltungen geht, die sich kritisch mit Antisemitismus beschäftigen. Gleichzeitig wird radikalen, antisemitischen Stimmen großzügig Raum gegeben. Diese Doppelmoral wirft die Frage auf, ob die Freie Universität ihren eigenen Ansprüchen an Neutralität, Verantwortung und akademische Redlichkeit noch gerecht wird.

Die Ludwig-Maximilians-Universität München hat vor wenigen Tagen in ähnlicher Lage anders entschieden. Sie hat gezeigt, wie eine klare Haltung gegen antisemitische Tendenzen aussehen kann. Es ist Zeit, dass die Freie Universität Berlin diesem Beispiel folgt.

Wir wünschen uns dringend von Ihnen, diese Veranstaltung abzusagen, derartige Veranstaltungen künftig zu unterbinden und die Sicherheit jüdischer Studierender endlich ernst zu nehmen.

 

Mit freundlichen Grüßen

Elio Adler

– Vorstandsvorsitzender –

 

[1] https://x.com/ADL/status/1816581111050375178

[2] https://x.com/FranceskAlbs/status/1846879867180036293

[3] https://x.com/USAmbHRC/status/1757103240817078396?lang=en

[4] https://static.timesofisrael.com/www/uploads/2022/12/Untitled-2-2.jpg

[5] https://unwatch.org/antisemitic-un-official-set-to-visit-us-for-general-assembly-campus-tour/

[6]https://static1.squarespace.com/static/5b8050f6b10598702dccbad1/t/5bc40c50ec212d91115facd4/1539574864433/Estefan-Weizman_Extending-CoResistance_Assuming-Boycott.pdf

[7] https://news.artnet.com/art-world/forensic-architecture-algorithm-us-ban-1782441

[8] https://x.com/weizman_eyal/status/1887941876055163049

[9] https://www.spiegel.de/panorama/justiz/berlin-polizei-loest-umstrittenen-palaestina-kongress-auf-a-cf8e36e8-8333-408d-beb9-93567015b2c5