1700 Jahre: Ein Teil von Deutschland
Im Rahmen des Jubiläums zu „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ führt die WerteInitiative eine Kampagne mit Infographiken durch, um die Sichtbarkeit jüdischen Lebens als integralen Bestandteil deutscher Geschichte sichtbar und erfahrbar zu machen.
Finanziert wird das Projekt durch den Verein „321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.“ und das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat.
Vor 90 Jahren, im Frühjahr 1931, begann Hannah Arendt die Arbeit an ihrem Frühwerk „Rahel Varnhagen. Lebensgeschichte einer deutschen Jüdin aus der Romantik“. Doch vor allem wurde sie für ihr umfassendes Werk „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ bekannt, in dem sie u.a. den Aufstieg und die Herrschaft des NS zu erklären versuchte. Bis heute zählt sie zu den bedeutendsten politischen TheoretikerInnenn des 20. Jh.
Mehr über ihre Biografie: https://www.dhm.de/lemo/biografie/hannah-arendt
Vor 88 Jahren, Anfang des Jahres 1933, begründete Erika Mann das politische Kabarett „Die Pfeffermühle“ in München. Nach nur einer weiteren Aufführung im Februar desselben Jahres ging die Tochter von Katia und Thomas Mann ins schweizerische Exil, um dem Nationalsozialismus zu entkommen. Dort und in den USA trat sie weiterhin auf und war als auch als Schriftstellerin tätig, bis sie die Nachlassverwaltung ihres Vaters Thomas und ihres Bruders Klaus Mann übernahm.
Mehr über ihre Biografie: https://www.dhm.de/lemo/biografie/biografie-erika-mann.html
Franz Kafka ist einer der wohl bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller überhaupt. Werke wie „Die Verwandlung“ oder „Das Urteil“ brachten ihm Lebzeiten eine gewisse Bekanntheit vor allem in Intellektuellen Kreisen ein. Weltberühmt wurde Kafka aber erst durch die posthumen Veröffentlichungen wie „Der Proceß“ durch seinen Freund und Nachlassverwalter Max Brod, die allerdings gegen seinen Willen geschahen.
Mehr über seine Biografie, seinen Mythos und sein Werk: https://www.franzkafka.de/was-sie-schon-immer-ueber-kafka…
Im März 1865 gründete Henriette Goldschmidt einen Frauenbildungsverein in Leipzig und beteiligte sich noch im selben Jahr an der Organisation der ersten Frauenkonferenz Deutschlands. Daraus ging der Allgemeine Deutsche Frauenverein (ADF) hervor, in dem Goldschmidt viele Jahre als Vorstandsmitglied tätig war.
Mehr über ihre Biografie: https://www.leipzig.de/…/goldschmidt-henriette…/
Vor 41 Jahren, am 18. März 1980, starb der Psychoanalytiker und Sozialpsychologe Erich Fromm. Ab 1930 betreib er eine eigene psychoanalytische Praxis und war am Frankfurter Institut für Sozialforschung im Kreis von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno tätig. Wie die anderen Mitglieder des Instituts emigrierte Fromm aus dem nationalsozialistischen Deutschland in die USA, wo das Institut zunächst die gemeinsamen Studien fortsetzte.
Mehr über seine Biografie und Werke: https://fromm-online.org/
Egon Bahr war enger Weggefährte Willy Brandts und folgte diesem aus der Berliner Landesverwaltung ins Außenministerium und ins Bundeskanzleramt, unter Helmut Schmidt war er bis 1976 Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Er gilt als einer der Architekten der sozialliberalen Ostpolitik unter Bundeskanzler Brandt und prägte das Motto „Wandel durch Annäherung“. Seit 1956 war Bahr Mitglied SPD ein und saß von 1972 bis 1990 für die Partei im Deutschen Bundestag.
Mehr über seine Biografie: https://www.hdg.de/lemo/biografie/egon-bahr.html
Else Lasker-Schüler gilt als eine der herausragenden Vertreterinnen der avantgardistischen Moderne und des lyrischen Expressionismus. 1901 erschien ihr erster Gedichtband Styx, es folgten Prosawerke und das Schauspiel Wupper, das, wie der 1911 veröffentlichte Gedichtband, zu bedeutenden Werken ihres expressionistischen Schaffens zählen. 1933 emigrierte Lasker-Schüler zunächst in die Schweiz, von einer Reise in das britische Mandatsgebiet Palästina konnte sie 1939 aufgrund des Kriegsanfangs nicht zurückkehren und verbrachte die letzten Jahre bis zu ihrem Tod 1945 in Jerusalem.
Mehr über ihre Biografie: https://www.fembio.org/…/biographie/else-lasker-schueler/
Im Jahr 1921, also vor 100 Jahren, wurde Albert Einstein der Nobelpreis für Physik für seine Verdienste um die theoretische Physik verliehen. Seine Relativitätstheorie revolutionierte die Physik und machte ihn weltberühmt. Von einem 1932 beginnenden Forschungsaufenthalt kehrte Einstein nicht mehr in das dann nationalsozialistische Deutschland zurück. Als er nach 1945 das ganze Ausmaß der Vernichtung der europäischen Juden erfährt, beschließt er, nie wieder deutschen Boden zu betreten.
Mehr über seine Biografie: https://www.einsteinjahr.de/albert-einstein-sein-leben/
Maximilian Harden war zunächst Schauspieler, später Publizist und Journalist. Er war an der Gründung der Berliner Freien Bühne beteiligt und beriet Max Reinhardt bei der Leitung des Deutschen Theater Berlins. Als Journalist verfasste Harden teils beißende Kritiken, die zu manch politischem Skandal im Kaiserreich führten. Kurz nach dem Attentat auf seinen Freund Walter Rathenau wurde Harden zum Ziel rechter Attentäter. Daraufhin stellte er am 30. September 1922 die von ihm gegründete Zeitschrift „Die Zukunft“ ein und emigrierte 1923 in die Schweiz.
Mehr über seine Biografie: https://www.deutsche-biographie.de/sfz70007.html
Obwohl er aufgrund des Nationalsozialismus insgesamt nur sechs Jahre zur Schule gehen konnte, wurde Ignatz Bubis im Nachkriegsdeutschland ein erfolgreicher Unternehmer. 1956 zog er nach Frankfurt am Main; dort war er nicht nur als Immobilienunternehmer tätig, sondern auch im Vorstand der jüdischen Gemeinde aktiv. 1969 trat er in die FDP ein, die er viele Jahre im Stadtrat vertreten sollte. Ab 1992 war Bubis der Vorsitzende des Zentralrat der Juden in Deutschland. Seit 2001 wird ihm zu Ehren alle drei Jahre der Ignatz-Bubis-Preis von der Stadt Frankfurt verliehen.
Mehr über seine Biografie: https://www.hdg.de/lemo/biografie/ignatz-bubis.html
Hildegard Hamm-Brücher wurde erstmals 1948 für die FDP in den Münchner Stadtrat gewählt und machte im Laufe der Jahre politische Karriere. Die promovierte Chemikerin saß mehrfach für die FDP im bayrischen Landtag, von 1976 bis 1990 war sie abgeordnete im Bundestag und währenddessen unter Minister Genscher von 1976 bis 1982 Staatministerin im Auswärtigen Amt. Im Mai 2011 wurde erstmals der von Hamm-Brücher gestiftete „Preis gegen das Vergessen – für die Demokratie“ anlässlich ihres 90. Geburtstages verliehen.
Mehr über ihre Biografie: https://www.fembio.org/…/biogr…/hildegard-hamm-bruecher/
Karl Loewenstein war ein sehr profilierter Staatsrechtler, dessen Werke bis heute Einfluss auf sein Fach und die Politikwissenschaft haben. Er habilitierte sich 1932 an der Universität München und wurde nur ein Jahr später von der nationalsozialistischen Regierung aus dem Staatsdienst entfernt. Loewenstein emigrierte in die USA, wo er an der Yale University und dem Amherst College lehrte. Er gilt als einer der wichtigsten Ideengeber des Konzepts der „wehrhaften Demokratie“, die er 1937 in seinem Aufsatz „Militant Democracy and Fundamental Rights“ erstmals beschrieb.
Mehr über seine Biografie: https://loewenstein.wordpress.amherst.edu/biography/
Heinrich Heine war nicht nur ein Dichter und Schriftsteller, sondern auch Satiriker, Essayist und politischer Journalist. Er gilt heute als einer der letzten Vertreter der deutschen Romantik und trug entscheidend zu ihrer Überwindung bei. 1831 übersiedelte er nach Paris, da er zunehmend aufgrund seiner jüdischen Herkunft und seiner politischen Ansichten angefeindet wurde; 1835 wurden seine Werke im gesamten Deutschen Bund mit einem Publikationsverbot belegt. Heute gilt er als einer herausragendsten deutschen Dichter und Schriftsteller.
Mehr über seine Biografie: http://www.hhp.uni-trier.de/Projekte/HHP/heine
In der Sowjetunion absolvierte Wladimir Kaminer zunächst eine Ausbildung zum Toningenieur, bevor er am Moskauer Theaterinstitut Dramaturgie studierte. Er kam 1990 nach Deutschland und war viele Jahre Mitglied der Berliner Reformbühne. Größere Bekanntheit erlangte Kaminer auch über Deutschland hinaus mit seinem im Jahr 2000 veröffentlichten Roman „Russendisko“, der 2012 verfilmt wurde.
Mehr über seine Biografie: https://de.wikipedia.org/wiki/Wladimir_Kaminer
Die in Polen (damals unter russischer Herrschaft) geborene Rosa Luxemburg studierte im schweizerischen Zürich, wo sie 1897 ihre Promotion ablegte. Sie war an der Gründung der Sozialdemokratie des Königreichs Polen beteiligt und übernahm nach Erlangung der deutschen Staatbürgerschaft auch eine führende Rolle in der SPD. Mit Karl Liebknecht gründete sie 1915 den Spartakusbund und war 1918/19 an der Gründung der KPD beteiligt. Anfang des Jahres 1919 wurde Luxemburg zusammen mit Liebknecht verschleppt und am 31. Mai im Berliner Landwehrkanal tot aufgefunden.
Mehr über ihre Biografie: https://www.dhm.de/lemo/biografie/rosa-luxemburg
Nach Abschluss seines Medizinstudiums arbeitete Johann Jacoby als praktischer Arzt u.a. am jüdischen Krankenhaus Königsberg. Mit der Märzrevolution begann er sich aktiv in die Politik einzubringen, war Mitglied im Frankfurter Fünfzigerausschuss und im Preußischen Landtag für die Deutsche Fortschrittspartei. Jacoby war ein starker Fürsprecher der Demokratie und der Gleichberechtigung und setzte sich u.a. für die Emanzipation der Juden ein. Auch nach 1848 kämpfte er für die Demokratie in Preußen und Deutschland, was ihm mehrere Anklagen einbrachte. Später wandte er sich der Sozialdemokratie zu, ohne jedoch seine liberalen Ideen zu verwerfen.
Mehr über seine Biografie: https://www.demokratie-geschichte.de/koepfe/2209
Igor Levit begann 1999, mit nur 13 Jahren, ein Studium am Institut zur Frühförderung musikalisch Hochbegabter (IFF) der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover, das er 2010 als bester Absolvent in der Geschichte der Hochschule abschloss. Er spielte in den vergangenen Jahren mit zahlreichen renommierten Orchestern, wie dem English Chamber Orchestra oder dem Israel Philharmonic Orchestra. Darüber hinaus ist Levit auch politisch aktiv und meldet sich immer wieder zu Themen wie Antisemitismus und Rassismus öffentlich zu Wort.
Mehr über seine Biografie: https://www.igor-levit.de/
Vor 170 Jahren, am 16. Juni 1851, wurde der Staatsrechtler Georg Jellinek geboren. Sein 1900 publiziertes Hauptwerk „Allgemeine Staatslehre“ kann als Meilenstein seines Fachs begriffen werden und ist bis heute von Bedeutung. Darin legt Jellinek u.a. dar, dass zur Anerkennung eines Staates als Subjekt des Völkerrechts die drei Merkmale „Staatsgebiet“, „Staatsvolk“ und „Staatsgewalt“ erforderlich seien.
Mehr über seine Biografie: https://www.deutsche-biographie.de/sfz37130.html
Am 24. Juni 1922 wurde der Außenminister der Weimarer Republik, Walther Rathenau, von rechten Attentätern aus antisemitischen und antidemokratischen Motiven ermordet. Nur wenige Monate zuvor hatte er den bedeutenden Vertrag von Rapallo ausgehandelt, in dem Deutschland und das sowjetische Russland ihre Wiederannährung nach dem 1. Weltkrieg vereinbarten. Doch Rathenau war nicht nur Politiker, zuvor war er sowohl in der von seinem Vater gegründeten AEG als auch als Autor tätig.
Mehr über seine Biografie: https://www.deutsche-biographie.de/sfz52310.html
Nach seinem Kunststudium besuchte Hugo Egon Balder eine Schauspielschule und war von 1973 bis 1979 Teil des Ensembles des Berliner Schillertheaters. Einem breiten Fernsehpublikum in Deutschland wurde er durch seine Sendungen „Alles Nichts Oder?!“ und „Tutti Frutti“ Anfang der 1990er bekannt, sowie durch seine Sendung „Genial daneben“. Balder erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie den Bambi, die Goldene Kamera oder den Deutschen Fernsehpreis.
Mehr über seine Biografie: https://www.hugo-egon-balder.de/vita/
Gegen den Willen ihres Vaters, der Arzt am jüdischen Krankenhaus Berlin war, entschied sich Lilli Palmer eine Schauspielschule zu besuchen. Ihr erstes Engagement hatte sie am Hessischen Landestheater Darmstadt ab 1932. Doch schon 1933 musste sie Deutschland verlassen, trat zunächst in Paris auf und spielte später in kleineren Filmrollen in London mit, bevor sie 1945 in die Vereinigten Staaten ging. Dort spielte Palmer in zahlreichen großen Hollywood-Produktionen mit und wurde 1959 für einen Golden Globe Award nominiert. Seit 1988 wird zu ihren Ehren eine Sonderauszeichnung für junge Nachwuchsschauspielerinnen im Rahmen der Goldenen Kamera verliehen.
Mehr über ihre Biografie: https://jwa.org/encyclopedia/article/palmer-lilli
Kurt Tucholsky kann wohl als einer der bedeutendsten Publizisten der Weimarer Republik gelten. Unter seinem Namen und etlichen Pseudonymen wie Kaspar Hauser oder Ignatz Wrobel veröffentlichte er zahlreiche journalistische Artikel, er war aber auch Satiriker, Lyriker, Kabarett- und Romanautor. Tucholsky beließ es aber nicht nur bei seiner Kritik, sondern brachte sich als demokratischer Sozialist auch selbst aktiv in die Politik ein. Seine Schriften wurden 1933 verboten, seine Staatsbürgerschaft aberkannt.
Mehr über seine Biografie: https://tucholsky-gesellschaft.de/kurt-tucholsky/kurt-tucholsky-biographie/
Friedrich Hollaender war in den 1920er Jahren eine feste Größe in der Berliner Kulturlandschaft, er schrieb und komponierte Lieder, schrieb Revuen und war an mehreren Kabarett-Theatern tätig. 1933 musste er Deutschland verlassen und wurde in seinem amerikanischen Exil mit zahlreichen Filmmusiken unter dem Namen Frederick Hollander bekannt. 1955 kehrte Hollaender nach Deutschland zurück, wo er 1960 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet wurde.
Mehr über seine Biografie: https://www.filmportal.de/person/friedrich-hollaender_93c02da025ee4360bc28157fc4ae48ab
Gabriel Riesser trat zeit seines Lebens für Freiheit und Gleichberechtigung ein und war ein bedeutender Streiter für die jüdische Emanzipation in Deutschland. Er wurde zunächst nicht als Anwalt in Hamburg zugelassen, da er als Jude kein Hamburger Bürger war; nur wenige Jahre später gründete er die Zeitschrift „Der Jude. Periodische Blätter für Religions- und Gewissensfreiheit“. 1848 wurde Riesser Abgeordneter der Deutschen Nationalversammlung in Frankfurt am Main und 1860 dann schließlich Hamburger Bürger und der erste jüdische Richter Deutschlands.
Mehr über seine Biografie: https://www.deutsche-biographie.de/sfz76572.html
Heute gilt Walter Benjamin als einer der meistzitierten Autoren der Kulturwissenschaften, doch zu Lebzeiten war er in der Weimarer Republik einem eher kleinen Publikum bekannt. Nach seiner Promotion in Bern, lernte der gebürtige Berliner Anfang der 1920er Jahre Theodor Adorno in Frankfurt kennen; sein Versuch sich in Frankfurt zu habilitieren scheiterte jedoch. 1933 floh er aus dem nationalsozialistischen Deutschland ins Exil nach Frankreich. Dort erhielt er finanzielle Unterstützung von Hannah Arendt. Im April 1940 unternahm Benjamin einen Fluchtversuch vor dem Einmarsch der deutschen Truppen nach Spanien, der aber scheiterte. Am 26. April 1940 nahm sich Walter Benjamin aus Angst vor einer Auslieferung an die Deutschen das Leben.
Mehr über seine Biografie: https://www.dhm.de/lemo/biografie/walter-benjamin
Da sie eine Frau und Jüdin war, wurde Rahel Varnhagen der Zugang zu höherer Bildung verwehrt und sie musste sich im Selbststudium bilden. Ab 1790 gab sie in ihrer Berliner Wohnung „gesellige Abende“, die später den Namen Salon Rahel Levin (ihr Geburtsname) erhielten. Dabei kamen verschiedenste Persönlichkeiten ihrer Zeit zusammen, wie die Gebrüder Humboldt, Jean Paul oder später Hegel oder Bettina von Arnim. Varnhagen selbst schrieb vor allem Tagebücher und Briefe, von denen einige zu Lebzeiten publiziert wurden. Ihr wohl bekanntestes Werk „Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde“ erschien – noch von ihr zur Publikation vorbereitet – 1833 posthum.
Mehr über ihre Biografie: https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/rahel-varnhagen-von-ense/
Leo Baeck galt in der Weimarer Republik als der bekannteste Vertreter des liberalen Judentums. So wurde er 1922 Vorsitzender des Allgemeinen Rabbiner Verbandes und ab 1933 Präsident der Reichsvertretung der Deutschen Juden. Baeck überlebte das KZ Theresienstadt und wanderte 1945 nach London aus. 1955 wurde von jüdischen Emigranten, darunter Hannah Arendt und Max Buber, das Leo-Baeck-Institute gegründet.
Mehr über seine Biografie: https://www.jmberlin.de/thema-leo-baeck
Theodor Lessing, geboren in Hannover, studierte zunächst Medizin in Freiburg und München bevor er zum Studium der Philosophie wechselte, welches er 1899 mit der Dissertation abschloss. Ab 1907 war er Privatdozent an der Technischen Hochschule Hannover, der heutigen Leibniz Universität. Ab 1919 begann er zusammen mit seiner Frau Ada den Aufbau der dortigen Volkshochschule, die seit 2006 den Namen der beiden trägt. Im März 1933 flohen die beiden nach Marienbad in der Tschechoslowakei, wo Lessing Ende August desselben Jahres von Nationalsozialisten ermordet wurde.
Mehr über seine Biografie: https://www.mmz-potsdam.de/juedische-denker-theodor-lessing.html
Marcel Reich-Ranicki gilt als der wohl bedeutendste Literaturkritiker seiner Zeit und wurde auch unter dem Spitznamen „Literaturpapst“ bekannt. 1920 im polnischen Włocławek geboren, verbrachte er seine Jugend und Schulzeit in Berlin. Aus dem nationalsozialistischen Deutschland wurde er 1938 abgeschoben. Reich-Ranicki überlebte mit seiner Frau Teofilia das „Warschauer Ghetto“. Ab 1958 lebte er in der Bundesrepublik, zunächst in Frankfurt, dann in Hamburg und schrieb als Literaturkritiker für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und Die ZEIT. Große Popularität erlangte Marcel Reich-Ranicki ab 1988 mit der Fernsehsendung „Das literarische Quartett“, die er bis 2001 moderierte.
Mehr über seine Biografie: https://m-reich-ranicki.de/
Nachdem er sein Studium der Medizin mit der Promotion abgeschlossen hatte, arbeitete Paul Ehrlich zunächst als Arzt an der Charité Berlin. 1891 wurde er von Robert Koch an das neu gegründete Institut für Infektionskrankheiten berufen und nur fünf Jahre später zum Direktor des Königlichen Instituts für Serumforschung und Serumprüfung ernannt. Später wird das Institut nach Frankfurt am Main verlegt, wo Ehrlich seine Arbeiten zur Heilung von Syphilis beginnt. Diese stellen den Beginn der modernen Chemotherapie dar, wofür Paul Ehrlich 1908 den Nobelpreis für Medizin erhielt. 1947 wurde das Institut nach seinem ersten Direktor Paul-Ehrlich-Institut benannt, das seit 1972 eine eigenständige Bundesbehörde ist.
Mehr über seine Biografie: https://www.dhm.de/lemo/biografie/paul-ehrlich
Carl Zuckmayer gilt heute als einer der bedeutendsten Dramatiker seiner Zeit, seinen ersten Erfolg feierte er mit der Komödie „Der fröhliche Weinberg“, die in Berlin uraufgeführt wurde. Seinen größten Erfolg während der Weimarer Republik feierte er mit „Der Hauptmann von Köpenick“, das 1931 im Staatstheater Berlin erstmals aufgeführt wurde. 1933 wurden Zuckmayers Werke verboten und er zog sich nach Österreich zurück. Nach der Annexion an das nationalsozialistische Deutschland 1938 gelang ihm nur knapp die Flucht in die Schweiz, wo sein Stück „Des Teufels General“ Uraufführung später weiter in die USA. Carl Zuckmayers Werke wie „Des Teufels General“ fanden auch in der Nachkriegszeit große Beachtung und entfalten bis heute ihre Faszination.
Mehr über seine Biografie: https://www.carl-zuckmayer.com/carlzuckmayer
Ernst Toller meldete sich zunächst freiwillig als Soldat im Ersten Weltkrieg, schied aber nach einem Zusammenbruch aus dem Kriegsdienst aus. 1918/19 war er in München einer der führenden Köpfe der Revolution und Münchner Räterepublik, wofür er zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt wurde. In der Haft verfasste er einige seiner wichtigsten Dramen, darunter „Die Wandlung“ und „Masse Mensch“. 1933 wurden seine Werke verboten und Toller floh in die Schweiz, weiter nach England und emigrierte 1936 schließlich in die USA, wo er sich unermüdlich für den internationalen Kampf gegen den Nationalsozialismus engagierte. Im Mai 1939 nimmt sich Ernst Toller in New York das Leben.
Mehr über seine Biografie: https://www.ernst-toller.de/person/
Moses Mendelssohn gilt als die Schlüsselfigur der jüdischen Aufklärung in Europa und damit als Wegbereiter der Haskalah. Als Schüler von David Fraenkel kam er 1742 an die neugegründete Talmudschule nach Berlin, wo er sich nicht nur diverse Sprachen aneignete, sondern auch seine Neigung zur Philosophie entdeckte und sich mit den frühen Autoren der Aufklärung befasste. So übersetzte er bspw. Rousseaus „Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen“ ins Deutsche und hatte mit seinen eigenen Werken selbst großen Einfluss auf die Philosophie der Aufklärung. Sein Freund Gotthold Ephraim Lessing setzte ihm schließlich in seinem letzten Werk „Nathan der Weise“ ein literarisches Denkmal.
Mehr über seine Biografie: https://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/juedischesleben/333299/moses-mendelssohn
Lion Feuchtwanger avancierte in den 1920er Jahren zu einem der erfolgreichsten Autoren historischer Romane, zu denen u.a. „Jud Süß“ zählt. Darin behandelt er die jüdische Assimilation und den Antisemitismus des 19 Jahrhunderts. Von einer Vortragsreise in den USA konnte er 1933 nicht mehr ins nationalsozialistische Deutschland zurückkehren, da er zu den ersten gehörte die ausgebürgert wurden. Feuchtwanger lebte zunächst in Frankreich, wo er den Roman „Exil“ verfasste und konnte mithilfe der amerikanischen Botschaft kurz vor dem deutschen Einmarsch in Frankreich in die USA fliehen. Dort lebte er bis an sein Lebensende in Sudkalifornien.
Mehr über seine Biografie: https://www.dhm.de/lemo/biografie/lion-feuchtwanger
Felix Mendelsohn Bartholdy gilt als bedeutender Musiker und Komponist der Romantik, der zur Wiederentdeckung der Werke von Bach und Händel beitrug. Als Dirigent setzte er neue Maßstäbe, indem er einen Taktstock verwendete und die Trennung zwischen Chor- und Orchesterproben aufhob. Viele seiner Werke erreichten große Bekanntheit wie der „Hochzeitsmarsch“ aus „Ein Sommernachtstraum“, der bis heute als Inbegriff der Hochzeitsmusik gilt. 1843 gründete er das erste deutsche Musikkonservatorium, die Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig.
Mehr über seine Biografie: https://www.mendelssohn-stiftung.de/felix-mendelssohn-bartholdy/biographie/
Hans Zimmer ist einer bekanntesten und erfolgreichsten Komponisten für Filmmusik. Sein Durchbruch gelang ihm mit der Musik zum Film „Rain Man“, für die er 1989 seine erste Oscar-Nominierung erhielt; zehn weitere sollten bis heute folgen. Nachdem er seit den späten 1970er Jahren zunächst in England lebte, zog Zimmer mit zunehmendem Erfolg in der Filmbranche nach Kalifornien. 1995 erhielt Hans Zimmer für die Filmmusik zu „Der König der Löwen“ einen Oskar, sowie einen Golden Globe und einen Grammy. Seine preisgekrönten Kompositionen begleiten Filme wie „Inception“, „The Dark Knight“ oder „Gladiator“ und seit 2010 ziert ein Stern mit seinem Namen den Hollywood Walk of Fame.
Mehr über seine Biografie: https://www.klassikakzente.de/hanszimmer/biografie
Fritz Bauer wurde 1930 der jüngste Amtsrichter in Deutschland, doch nur drei Jahre später wurde er unter nationalsozialistischer Herrschaft seines Amtes enthoben. Er floh über Dänemark nach Schweden und kehrte 1949 nach Deutschland zurück, wo er zunächst am Landgericht in Braunschweig arbeitete, bevor er 1956 zum Generalstaatsanwalt Hessens ernannt wird. Bekannt wurde Bauer durch seine entschlossene Verfolgung von NS-Tätern und besonders die Frankfurter Auschwitz-Prozesse wie auch durch seinen Beitrag zur Ergreifung des Holocaust-Organisators Adolf Eichmann.
Mehr über seine Biografie: https://www.fritz-bauer-institut.de/fritz-bauer
Theodor W. Adorno wurde wuchs als Sohn eines Weinhändlers in Frankfurt auf, wo er bereits mit 17 sein Abitur als Jahrgangsbester absolvierte und bereits mit 24 sein Studium an der Goethe Universität mit der Promotion abschloss. Während seines Studiums lernte er Max Horkheimer kennen, mit dem ihn nicht nur eine lebenslange Freundschaft, sondern auch ihr intellektuelles und wissenschaftliches Schaffen verbinden sollte. Gemeinsam gelten sie als dir wichtigsten Vertreter der sog. Kritischen Theorie als deren Hauptwerk die 1947 im amerikanischen Exil veröffentlichte „Dialektik der Aufklärung“ gelten kann. Adorno hatte das nationalsozialistische Deutschland 1934 nach Entzug seiner Lehrerlaubnis verlassen, zunächst nach England, 1938 dann in die USA. Er kehrte jedoch ab 1949 zurück an das wieder gegründete Institut für Sozialforschung in Frankfurt, wo er ab 1953 eine Professur innehatte.
Mehr über seine Biografie: https://www.hdg.de/lemo/biografie/theodor-w-adorno.html
Heinz Galinski war gelernter Textilkaufmann, der seit Ender der 1930er Jahre in Berlin lebte und arbeitete. Ab 1940 wurde er zur Zwangsarbeit verpflichtet, wenig später zusammen mit seiner Frau und seiner Mutter in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Er überlebte als einziger seiner Familie und wurde schließlich 1944 aus dem KZ Bergen-Belsen, in das er zwischenzeitlich verschleppt wurde, befreit. Galinski baute die jüdische Gemeinde Berlin nach dem Krieg wieder auf und war von 1949 bis 1992 ihr Vorsitzender. Heinz Galinski engagierte sich nach Kriegsende in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und für eine demokratische Gesellschaft, in der jüdischen Leben dauerhaft eine Zukunft haben kann. Er zweimal Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, von 1954 bis 1963 und von 1988 bis 1992.
Mehr über seine Biografie: https://www.hdg.de/lemo/biografie/heinz-galinski.html
Hilde Domin wurde als Hildegard Löwenstein in Köln geboren, sie studierte ab 1931 in Heidelberg politische Wissenschaft, von einem Studienaufenthalt mit ihrem späteren Ehemann Walter Palm, sollte sie nicht in das nationalsozialistische Deutschland zurückkehren können. Sie floh 1939 nach Großbritannien und dann über Kanada in die Dominikanische Republik. Im Exil begann sie ihre schriftstellerische Tätigkeit, die sie ihrem Gefühl zunehmender Einsamkeit entgegensetzte. Domin kehrte 1954 in Bundesrepublik zurück und wählte an Anlehnung an ihren Exilort ihren Künstlernamen. Hilde Domin gilt als wichtige Vertreterin des „ungereimten Gedichts“, ihr erster Gedichtband „Nur eine Rose als Stütze“ erschien 1959.
Mehr über ihre Biografie: https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/hilde-domin/
Max Horkheimer gilt als der Begründer der Frankfurter Schule und der mit ihr eng verwobenen Kritischen Theorie. Ab 1930 übernahm er die Leitung des Instituts für Sozialforschung (IfS) an der Universität Frankfurt und versammelt u.a. Köpfe wie Theodor Adorno und Friedrich Pollock um sich, mit denen er eine lebenslange Freundschaft pflegte. Nachdem das Institut 1933 geschlossen wurde, emigriert Horkheimer aus dem nationalsozialistischen Deutschland über die Schweiz in die USA. Dort gelingt es ihm mithilfe amerikanischer Kollegen das IfS fortzuführen und zwischen 1943 und 1949 ist er als wissenschaftlicher Direktor des AJC tätig. Im Exil schreibt er gemeinsam mit Adorno ihr wohl bekanntestes Werk, die „Dialektik der Aufklärung“, die bis heute als einer der Eckpfeiler der Kritischen Theorie gilt. Horkheimer kehrt 1949 nach Frankfurt a.M. zurück und wird ordentlicher Professor für Sozialphilosophie am wieder gegründeten Institut für Sozialforschung.
Mehr über seine Biografie: https://frankfurter-personenlexikon.de/node/2782
Kurt Eisner schrieb als Journalist für verschiedene Zeitungen, trat 1898 der SPD bei und war etliche Jahre in der Redaktion des Parteiorgans „Vorwärts“ tätig. Da er zu der Zeit zum revisionistischen Parteiflügel zählte, musste der die Radaktion verlassen und ging von Berlin nach Bayern, zunächst Nürnberg, dann München. Während des Ersten Weltkrieges war Eisner ein überzeugter Pazifist, der sich gegen die Kriegskredite wandte und schließlich die USPD in Bayern mitbegründete. Im Zuge der Novemberrevolution erklärte er am 7. November 1918 in München den bayrischen König für abgesetzt und rief den Freistaat Bayern aus, zu dessen ersten Ministerpräsidenten er am folgenden Tag vom Arbeiter- und Soldatenrat gewählt wurde. Die darauffolgende Wahl im Januar 1919 verlor die USPD in Bayern und Eisner wurde auf dem Weg ins Parlament, wo er seinen Rücktritt erklären wollte, erschossen.
Mehr über seine Biografie: https://www.br.de/…/bayern-revolution-eisner100.html
Max Liebermann gilt als einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Impressionismus. Zunächst ein naturalistischer Maler, dessen Stil sich mit den Jahren durch den Einfluss der französischen Impressionisten wandelte, steht sein künstlerischer Weg beispielhaft für die Entwicklung der Kunst in die Moderne. Ab 1920 war Liebermann Präsident, später Ehrenpräsident der Preußischen Akademie der Künste und portraitierte unter anderem Reichspräsident Hindenburg. Angesichts der Fackelmärsche zur Machtübertragung an die Nationalsozialisten sprach er in seiner Berliner Wohnung den oben zitierten Satz, der Berühmtheit erlangen sollte. Den Ehrenvorsitz in der Akademie musste er aufgeben und fortan lebte Max Liebermann bis zu seinem Lebensende zurückgezogen in Berlin.
Mehr über seine Biografie: https://liebermann-villa.de/museum/max-liebermann/
Alfred Döblin gilt als herausragender Vertreter der expressionistischen Literatur in Deutschland, was auch die bis heute anhaltende Rezeption seines Romans „Berlin Alexanderplatz“ zeigt. Besondere Bedeutung für die deutsche Literatur hatte auch sein historischer Roman „Wallenstein“, der das Genre des Geschichtsromans als einer der ersten in das Format moderner Erzählungen überführte, statt einer bloßen Aneinanderreihung der Fakten zu folgen. 1933 flieht Döblin aus dem nationalsozialistischen Deutschland über Zürich nach Paris, das er 1940 aber auch über Spanien gen USA verlassen muss. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrt Döblin zunächst nach Deutschland zurück, verlässt es 1953 aber enttäuscht wieder und verbringt seine letzten Jahre in Paris.
Mehr über seine Biografie: https://www.dhm.de/lemo/biografie/alfred-doeblin
Charlotte Knobloch gründete die deutsche Sektion der Women’s International Zionist Organisation (WIZO) mit und war Schatzmeisterin des Jüdischen Frauenbundes in Deutschland. Seit 1985 ist sie Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, ab 1995 war sie Vizepräsidentin und von 2006 bis 2010 Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. Charlotte Knobloch setzt sich unermüdlich für die Demokratie und eine jüdische Zukunft in Deutschland, Europa und der Welt ein.
Mehr über ihre Biografie: https://www.br.de/themen/religion/juden-bayern-knobloch-100.html