Pressemitteilung: Stellungnahme anlässlich des 7. Oktobers 2025
Zwei Jahre nach dem 7. Oktober ist Antisemitismus politisch anschlussfähig, vernetzt und radikal – wir müssen jetzt handeln!
Pressemitteilung
„Zwei Jahre nach dem Pogrom vom 7. Oktober 2023 auf israelische Zivilisten sehen wir uns mit einer bitteren Realität konfrontiert“, sagt Elio Adler, Vorstandsvorsitzender der WerteInitiative e.V. „Antisemitismus ist im Zentrum der deutschen Gesellschaft und politisch anschlussfähig. Und er ist radikal, vernetzt und gefährlich. Die Bedrohung für Juden darf nicht länger als gefühlte Bedrohung dargestellt werden – sie ist real.“
Dass sie es ist, belegen aktuelle Zahlen. Anschläge auf Jüdinnen und Juden kann man mittlerweile schon als weltweiten traurigen und normalisierten Trend bezeichnen.
Der Bundesverband RIAS legt nun einen Bericht vor, der mit erschütternder Deutlichkeit die Dimensionen antisemitischer Agitation, die zunehmend in Gewalt mündet, in Deutschland aufzeigt. Und er belegt, was Jüdinnen und Juden seit zwei Jahren erleben und mitteilen – was jedoch zunehmend ungehört bleibt, ignoriert und beiseite gewischt wird. Der Bericht analysiert systematisch antisemitische Vorfälle im politischen Raum nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Die Ergebnisse sind alarmierend:
- Politischer Antisemitismus ist kein Randphänomen. Er wird in Parteien, Gewerkschaften, Hochschulen und zivilgesellschaftlichen Organisationen sichtbar.
- Antizionismus dient zunehmend als Deckmantel für Judenhass. Israel wird dämonisiert, delegitimiert und mit der Shoah gleichgesetzt.
- Der Terrorangriff vom 7. Oktober 2023 wird vielfach relativiert oder gerechtfertigt. Täter-Opfer-Umkehr wird auch in politischen Kontexten formuliert.
- Jüdische Perspektiven werden systematisch ignoriert oder diskreditiert. Besonders betroffen: jüdische Studierende und jüdische Akteure in der Öffentlichkeit.
- Die Entgrenzung von Antisemitismus erfolgt über akademische, kulturelle und aktivistische Räume. Dabei werden vordergründige Menschenrechtsnarrative instrumentalisiert, um Hass gegen den jüdischen Staat zu legitimieren.
Auch das Bundesamt für Verfassungsschutz belegt, dass der Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 und die anhaltende Eskalation im Nahen Osten die Sicherheitslage in Deutschland massiv verschärft haben. Antisemitismus und Israelfeindlichkeit wirken dabei als ideologisches Bindeglied zwischen unterschiedlichen extremistischen Milieus – von Islamisten über propalästinensische Extremisten bis hin zu Teilen der linken und rechten Szene. Sicherheitsbehörden decken immer häufiger Anschlagspläne gegen jüdische und israelische Einrichtungen auf, während antisemitische Narrative in sozialen Medien und auf Demonstrationen breit gestreut werden. Iranische Proxies wie Hamas und Hisbollah, islamistische Propaganda und transnationale Netzwerke tragen zur Radikalisierung bei und bedrohen das jüdische Leben in Deutschland akut.
Zwei Jahre nach dem 7. Oktober: Alarmierende Bilanz
Sowohl RIAS als auch der Verfassungsschutz zeigen: Der Antisemitismus in Deutschland ist nicht nur laut und sichtbar geworden – er ist politisch anschlussfähig, vernetzt und radikal. Und das nicht nur am Rand, sondern in der Mitte zivilgesellschaftlicher, akademischer und politischer Räume.
Besonders erschreckend ist, wie offen der Hass auf Israel als Deckmantel für Judenfeindschaft genutzt wird: Als „Israelkritik“ getarnte Dämonisierung, Täter-Opfer-Umkehr nach dem 7. Oktober, Relativierungen der Shoah und Delegitimierungen jüdischer Selbstverteidigung durchziehen die sich häufenden Vorfälle wie ein roter Faden. Es sind nicht mehr nur extremistische Ränder, sondern selbsternannte Menschenrechtsorganisationen, Kulturakteure, Hochschuldozierende und Politiker, die diesen Diskurs befeuern – oft unter dem Deckmantel der Humanität.
Die Botschaft an Jüdinnen und Juden in Deutschland ist dabei eindeutig: Euer Schmerz zählt nicht. Eure Sicherheit ist nachrangig. Eure Existenz ist verhandelbar. Das ist nicht nur moralisch verwerflich und einer Demokratie unwürdig – es ist gefährlich. Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, für die demokratische Kultur, für den inneren Frieden dieses Landes.
Wir fordern daher von der Politik, unter dringendem Verweis auf den jüngst vorgelegten 5-Punkte-Plan gegen Antisemitismus:
- Eine konsequente Benennung von Antizionismus als moderne Form des Antisemitismus
- Eine politische Ächtung antisemitischer Narrative – auch und gerade, wenn sie im Gewand der Israelkritik daherkommen.
- Die Einstellung von Fördergeldern für Organisationen, die offen oder strukturell antisemitische Inhalte verbreiten, oft unter dem Deckmantel der Menschenrechte.
- Ein deutliches politisches Signal: Die Sicherheit jüdischen Lebens und das Existenzrecht Israels sind nicht verhandelbar.
- Den Einfluss ausländischer Akteure wie Iran und Hamas auf deutschem Boden effektiv zu unterbinden.
Von Hochschulen und zivilgesellschaftlichen Akteuren:
- Klare rote Linien gegenüber Israelhass, Shoah-Relativierung und antisemitischer Agitation.
- Aktive Schutzkonzepte und ernsthafte Einbindung jüdischer Perspektiven – besonders im universitären Kontext.
- Eine öffentliche Auseinandersetzung mit den eigenen blinden Flecken in Bezug auf Antisemitismus.
Die aktuellen Berichte von RIAS und dem Verfassungsschutz sind längst keine Alarmzeichen mehr. Sie sind Bestandsaufnahme eines Zustands, den wir nicht länger hinnehmen dürfen.
„Wer es mit ‘Nie wieder’ ernst meint, muss sich jetzt positionieren – auch wenn es unbequem ist“, sagt Adler. „Wir dürfen Antisemitismus nicht länger nur analysieren, wir müssen ihn bekämpfen. Klar. Konsequent. Gemeinsam. Jetzt!“
Weiterführende Links:
Verfassungsschutz
https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/2025/pressemitteilung-2025-10-06-jahrestag-hamas.html
RIAS-Bericht
https://report-antisemitism.de/documents/25-10-06_BVRIAS_Politischer-Antisemitismus-7-Oktober.pdf
5-Punkte-Plan des D-A-CH Bündnis gegen Antisemitismus
Petition · Nie wieder heißt JETZT – Fünf Punkte gegen Antisemitismus! – Deutschland · Change.org

