Es reicht: Online-Streit zwischen einer Antisemitismus-Aktivistin und einem Antisemitismus-Beauftragten

Frau Malca Goldstein-Wolf, eine Aktivistin im Kampf gegen Antisemitismus und der Beauftragte des Landes Baden-Württemberg, Michael Blume, sollten reden!

21.03.2019

Wir haben die Auseinandersetzung zwischen Malca Goldstein-Wolf, einigen anderen Akteuren und dem baden-württembergischen Landesbeauftragten gegen Antisemitismus Michael Blume auf den verschiedenen Social-Media-Kanälen aufmerksam verfolgt. Die ganze Causa ist aus unserer Sicht leider ein Paradebeispiel für eine Eskalation von Missverständnissen, die auf persönliche Verwundbarkeiten und Blackboxen stoßen. Das Ganze, verstärkt durch digitale Kurznachrichten mit Hashtags, und „Öl ins Feuer“ von Außenstehenden auf beiden Seiten.

Frau Goldstein-Wolf hatte in ihrem ursprünglichen Posting ein Gleichnis zwischen Mitteln zur Antisemitismusbekämpfung und der Bekämpfung von Drogenkonsum gezogen. Dies, um kritisch auf Herrn Blumes Kooperation mit JUMA und damit der Gefahr des legalistischen Islamismus aufmerksam zu machen.

Herr Blume bezieht die darin enthaltenen, auf JUMA und deren Gründer bezogenen Hashtags „Muslimbrüder“ und „Chebli“ und das Gleichnis des „Dealens“, auf sich und fasst das Ganze als höhnischen Tweet und herabwürdigende, rassistische und verschwörungstheoretische Metaphern und sogar als Angriff auf seine Familie auf.

Frau Goldstein-Wolf hatte jedoch nicht Herrn Blume in die Nähe der Muslimbrüder gerückt, sondern JUMA. Die Hashtags bezogen sich nicht auf Herrn Blume, sondern auf JUMA. Seine Ehe ist nirgendwo erwähnt wie von Herrn Blume in diesem Zusammenhang vermutet wurde. Seine Familie ist an keiner Stelle Gegenstand der Diskussion. Frau Goldstein-Wolf hatte – über das Gleichnis „der schickt einen Junkie zum Dealer“  – darauf aufmerksam machen wollen, dass man Antisemitismus nicht mit Akteuren bekämpfen könne, die selbst problematische Beziehungen in demokratiefeindliche und antisemitische Milieus haben.

Herr Blume kontert mit „bezahlten rechten Trolls“ sowie „Verschwörungstheoretikern“ und bringt damit Frau Goldstein-Wolf in Zusammenhang mit diesen.

Er verrennt sich vollkommen emotional und vermeidet eine sachliche Diskussion zum eigentlichen Thema, nämlich JUMA, deren Verbindungen und geeignete Mittel der Antisemitismusbekämpfung. Dies führt sogar dazu, dass Herr Blume die Infragestellung des Jüdischseins von Frau Goldstein-Wolf auch durch andere Personen in seinem Tweet mit den Worten „unklarer Religionszugehörigkeit“ aufgreift und ein Posting, das in diesem Zusammenhang den Ausdruck „Kostumjüde“ enthält, liked.

Das Jüdischsein von Frau Goldstein-Wolf tut fachlich überhaupt nichts zur Sache und die Diskussion darüber verurteilen wir

Im zugrunde liegenden Blog-Artikel von Herrn Blume folgt, unter der Überschrift, in der auch Eichmann erwähnt ist, ein sich gegen Antisemitismus aussprechender Text zu Ethnonationalismus, zu den Gefahren des digitalisierten Verschwörungsalltags, Trolls usw.

Aus der Kombination mit der Überschrift wird – bis hinauf zum Wiesenthal-Center –  von der Jerusalem Post behauptet, dass Herr Blume „einen Juden mit einem Nazi vergleicht“.

Aus beidem wird erkennbar, wie sinnlos eskaliert die Angelegenheit ist, wie schlimm für die persönlich Betroffenen und was für ein gefundenes Futter für alle es ist, die als vermeintliche Fürsprecher auf beiden Seiten möglicherweise auch eine eigene Agenda verfolgen.

Herr Blume ist genau in die Falle getappt, auf die er eigentlich mit der „Gefahr der digitalen Verrohung“ aufmerksam machen wollte. Der Nährboden dafür ist auch in dieser Auseinandersetzung gewachsen. Vor lauter „ich lasse mich von niemandem einschüchtern“ hat er sich zwar zur Wehr gesetzt, aber das eigentlich von Frau Goldstein-Wolf zur Sprache gebrachte Thema vollkommen ignoriert bzw. durch einen anderen „Schauplatz“ überlagert.

Leider können wir keinen eigenen Eindruck von Herrn Blume einbringen, da er auf unser Anschreiben zur Kontaktaufnahme vom 16.10.2018 bislang nicht reagiert hat.

Aber wir wissen eines: So kann es nicht weitergehen. Sowohl das Amt des baden-württembergischen Landesbeauftragten gegen Antisemitismus als auch das Vertrauensverhältnis zur jüdischen Community nimmt Schaden. Es wäre am Amtsinhaber, dem entgegenzuwirken. Frau Goldstein-Wolf und er sollten auf derselben Seite stehen und Antisemitismus bekämpfen, nicht einander. Sinngemäß gilt das Gleiche auch für Herrn Erken.

Herr Blume kann sich selbstverständlich gegen einen möglicherweise von Ihm als unangemessen empfundenen Ton zur Wehr setzen. Er ist aber der Profi und Frau Goldstein-Wolf eine Aktivistin. Es ist für einen Profi schlichtweg unwürdig, die Situation weiter in Twitter und auch durch diverse Likes von Äußerungen anderer Kommentatoren zu eskalieren.

Wir erwarten eine Debatte, die abseits von persönlichen und öffentlichen Anschuldigungen sachlich und an Inhalten geführt wird. Hierzu gehört auch, dass Herr Blume zum ursprünglichen Hinweis von Frau Goldstein-Wolf betreffend JUMA inhaltlich Stellung nehmen.

Ergänzung:

Es ging uns darum, dass beide Seiten einen innerlichen Schritt zurück gehen und die Angelegenheit mit etwas besonnenem Abstand betrachten. Neben den unmittelbar Betroffenen fordern wir auch die vielen Zuschauer und Mitmischer auf, sich sachlich und konstruktiv zu verhalten. Wir haben uns nicht an einer Hetzkampagne gegen die eine oder andere Seite beteiligt, sondern sachlich dargestellt, wo die Kommunikation offenbar missverstanden wurde und so aus den Fugen geraten ist und was an den jeweiligen Aussagen und Verhalten wir in diesem – und nur diesem aktuellen – Fall kritisieren. Die Interpretation, wir würden Herrn Blumes Rücktritt fordern weisen wir ausdrücklich zurück. Wäre das unsere Meinung, hätten wir das geschrieben!